Select Page

Viele Menschen beziehen bis heute ihr Wissen aus Lehrbüchern, von Fachleuten oder dem Internet. Und je mehr Wissen wir im Laufe unseres Lebens so anhäufen, umso besser sind wir dann für das Leben gerüstet – so die Idee. Doch wie steht es wirklich um all das Wissen, das uns fremde Menschen oder Institutionen anbieten? Bringt es uns tatsächlich immer weiter?

Kannst du es überprüfen? Bist du sicher, dass es die „Wahrheit“ ist – das Richtige, das einzig Wahre –, was wir da unser Leben lang in uns aufnehmen?

Wer kennt sie denn schon, die Wahrheit? Natürlich verlassen wir uns in vielen Lebensbereichen auf das, was andere vor uns erkannt, erfahren und gelernt haben. Doch ist das wirklich das Entscheidende? Ist es nicht oft so, dass diejenigen, die sich und ihre Inhalte besonders überzeugend und eloquent präsentieren, die größte Aufmerksamkeit bekommen?

Schauen wir genauer hin: Geht es dabei wirklich immer um den Inhalt – oder eher um die Form, also die Art und Weise, wie etwas vermittelt wird? Manchmal hat man den Eindruck, je lauter jemand auftritt, desto mehr Aufmerksamkeit erhält er – unabhängig von der Qualität seiner Botschaft. Die Medien spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie perfektionieren das Spiel um unsere Aufmerksamkeit.

Wir verlassen uns also gerne auf das, was andere Menschen vor und für uns gedacht, erfahren und erkannt haben. Auf das, was andere als wichtig, erwähnenswert, relevant betrachten. Ist das falsch? Nein, nicht unbedingt. Denn es kann unseren eigenen Weg der Erkenntnis abkürzen – wenn wir ihn bewusst und voller Verantwortung selbst gehen. Natürlich dürfen wir von anderen lernen. Doch meiner Meinung nach gibt es zwei Arten des Lernens:

Erstens das ungefilterte Aufnehmen und unreflektierte Weitergeben von Informationen. Doch das kann zum Stillstand der eigenen Entwicklung führen. Und zweitens das eigenständige Verarbeiten von Wissen und Informationen. Dies geschieht im ständigen Abgleich mit meinem Bauchgefühl, meiner Wahrnehmung und der eigenen Intuition – mit meinem gesunden Menschenverstand. In dem Moment stehe ich fest im eigenen Leben und traue mir zu, meinen inneren Kompass zu aktivieren und ihm zu folgen. Ich vertraue mir selbst. Auch wenn ich vielleicht kein Abitur habe, nicht 16 Semester studiert habe und keinen Doktortitel trage.

Gerade solche Menschen sind es, die gut geerdet sind. Die sich durch Erfahrung ein stabiles Lebensfundament aufgebaut haben, die bereits tief verwurzelt sind und die das Vertrauen in das Große Ganze in sich spüren, stärker als jene, die in abstrakten Denkgebäuden schweben und sich mit endlosen Theorien beschäftigen, die sie aber nicht unbedingt im Leben an sich weiterbringen.

Es geht darum, sich wieder auf die eigene Empfindung und Erfahrung zu verlassen, sich im Leben zu verwurzeln – in Ursprünglichkeit, Natürlichkeit und in dem Wissen, das wir nur in uns selbst finden können. Es geht darum, wieder zu lernen, auch zu leben, jeden Tag von Neuem und die Sinne wieder mehr zu spüren. Dann können wir wachsen, langsam, stetig und auf unserem eigenen Weg. Denn wer mit der Erde verwurzelt ist und Vertrauen hat, der steht stark und sicher. Der findet auch die Wahrheit.

Dann kann uns niemand mehr in die Irre führen.

Denn dann wissen wir.